WMOC Mittelstrecke

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 12.07.2018
VorschaubildUnd ist das etwa erfunden worden beim Orientierungslauf? Teils ja, teils nein! Ein Spiel für Kinder ist es nicht, aber selbst gestandene und in „Ehren ergraute“ Orientierer haben das in dieser oder jener Form schon erlebt. Aber garantiert nicht bei einer Weltmeisterschaft – zumindest nicht bei denen der Senioren, auch „Masters“ genannt. Nun gab es dieses „Spiel“ (ich bleibe mal bei dem Begriff) im Norden der „Seeland“ genannten dänischen Hauptinsel, also in „Nordseeland“ nicht nur beim OL. Am Anreisezeitpunkt zur Qualifikation irrten diverse Fahrzeuge auf Grund der GPS-Angabe im Bereich des Örtchens Absalons irritiert herum, denn die Navi wollten die in den Anreiseinformationen angegebene Strasse namens Bisp Absalons vej nicht finden, teilweise brachten angegebene GPS-Daten etliche Teilnehmer auf den Parkplatz der Sonderbusse. Fand man endlich den richtigen „Eingang zum Wald“ brauchte man unendlich Geduld – denn irgendwie hatten die Organisatoren nicht mit dem starken Verkehr und dem nochVorschaubild stärkeren Bedürfnis der Teilnehmer gerechnet, recht früh anzureisen. Letztendlich führte das dazu, dass fast 800 der 4200 Teilnehmer ihre Startzeit zur den Qualifikationsläufen nicht schafften. Andere, vermutlich um die 300 bis 400 erreichten zwar noch ihre Startzeit, aber extrem abgehetzt. Hinzu hatten dann viele, wie auch der Autor dieser Zeilen, ihr Fahrzeug dann gut 800 vom eigentlichen Parkplatz entfernt an der Fernstraße abgestellt und machten sich zu Fuß zum nun nicht 1400 m, sondern nun über 2 km langen Fußmarsch zum WKZ, dort „Arena“ geheißen. VorschaubildUnd dieser führte dann auf einem einzigen Waldweg für alle dorthin – an „schnelles Vorankommen“ war auch dadurch nicht zu denken (vgl. Fotos). Die „zu spät Kommer“ bekamen dann, um den zu erwartenden Protesten vor zu beugen, simpel die Möglichkeit, per Startstation zu starten – die ursprüngliche Startliste war nun fast Makulatur – wurde trotzdem, für die anderen, pünktlichen, abgearbeitet.
Im Ergebnis des sonntäglichen „Musterlaufes“ hatten sich die meisten auf das Geläuf der Qualifikation eingestellt und kämpften sich mehr oder weniger erfolgreich durch den doch recht „dichten Tann“. Diese Qualifikation – ausgeschrieben als „Middle“ war dann allerdingsVorschaubild vom Charakter und der Bahnlänge her dann doch eher eine verkürzte Langstrecke. Diverse Starter unserer NOR – Region fanden sich offenbar gut zurecht, einige meinten gar, dass sie stark an den Wald des DBK Ultra-Wochenendes, der Schorfheide, erinnert wurden. Ganz anders dann völlig unerwartet das direkte Anschlußgelände am Tag der erstmals durchgeführten Mitteldistanz bei einer WMOC. Alles war irgendwie grüner, verwachsener, undurchsichtiger. Die Masse der Posten Vorschaubildwar extrem fein gestellt und mitunter erst sichtbar, wenn man quasi direkt davor stand (vgl. Fotos). So geschah was geschehen musste: So mancher fand sich schon kurz nach dem Start „ins Grüne gestellt“. Sehr viele Posten in diversen kleinen Tälchen oder an einer der zig Kuppen „verwirrten“ dann selbst gestandene Orientierer der internationalen Spitzenklasse. Das traf z.B. den mehrfachen Weltmeister Jörgen Martensson, der Wahlnorweger verlor im Grün einiges an wertvollen Sekunden und fand sich dann mit 49 Sekunden Rückstand auf den neuenVorschaubild Seniorenweltmeister Hakan Eriksson (SWE) auf Platz vier wieder, selbst zu Bronze fehlten noch 31 Sekunden. „Live“ Vorschaubilderleben konnte ähnliches auch Katerina Wollmerstädt (Berliner TSC), die, erstmals bei einer Senioren-WM am Start und für sie selbst überraschend im „A-Finale“ der D 40 qualifiziert, dann auch noch in das für viele, sehr viele vor allem auch aktuelle, Eliteläuferinnen der D 21, direkte Aufeinandertreffen mit der wohl erfolgreichsten Eliteläuferin aller Zeiten, der Schweizerin Simone Niggli. Denn mitten im „Irgendwo“ der vielfach „dunkel-mittel-hellgrün gefleckten“ Karte traf sie beim „Kreisen“ ebendiese Simone, die auch gerade einen exzellenten Kreis praktizierte. Wer kann das schon von sich behaupten, eine Weltklasse-OL´erin beim „Postensuchen“ erlebt zu haben? Wer sie traf, erlebte sie fast immer nur quasi im „Vorbeiflug“… Trotzdem gewann die Schweizerin erneut, allerdings mach einigen „Zusatzrunden“ und war sich im Ziel lange nicht sicher, ob denn ihre Zeit noch ausreichte zum erneuten Sieg. Ihr „Glück“ war, dass es ihren Konkurrentinnen genau so erging, arg traf es hier die nur eine Minute vor ihr gestartete Kristin Hagen-Ritzenthaler (TSV Jetzendorf), die dann mit 15:29 min Rückstand auf Platz 33 einlief. In dem dichten, unübersichtlichen Geläuf waren vielfach nicht einmal die normalen Höhenstrukturen (2,5 m)Vorschaubild erkennbar. Katerina wurde schlussendlich auf Platz 44 registriert mit sicherlich einigen „Kreiseln“ mehr als die erwähnten Läuferinnen.
Da es keinen (zumindest habe ich davon vor Ort nichts gehört!) gab, der dieses „Spiel des Waldkreiselns“ nicht absolvierte, hingen die Ergebnisse mehr davon ab, wie schnell man diese und wie viele davon absolviert wurden. Die einzige deutsche Medaille erlief sich somit unser Altmeister Helmut Conrad (H 75, TU Dresden) in den dichten Wäldern rund um Tisvilde im Vorschaubildnördlichsten Teil von „Nordseeland“. Von den weiteren A-Finalisten unserer deutschen Teilnehmer erreichte keiner einen Medaillenplatz, unter den TOP 12 konnten sich mit Sabine Juckeland (Platz 6 der D 55, Robotron Dresen), Nils Schmiedeberg (Platz 6 der H 50, Turbine Neubrandenburg), Michael Finkenstedt (Platz 7 der H 50, OSC Hamburg), Hanka Straube (Platz 10 der D 45, SV Lengefeld) und Erika Lemnitzer (Platz 11 der D 75, Kaulsdorfer OLV) zumindest noch fünf unserer Aktiven platzieren. Somit waren zumindest zwei unserer Region noch mit achtbaren Ergebnissen aus dem Wald gekommen. Neben der bereits erwähnten Katerina lief auch ihre Schwester Irina Wollmerstädt (IHW Alex 78) im A-Finale ihrer Startkategorie. Sie beendete ihren nach dem Sprint (wir berichteten) zweiten WM-Start bei ihrer erstmaligen Teilnahme an einer WMOC im A-Finale der D 35 mit Platz 31. Die fünfte A-Finalistin war Heide Graumann (ESV Lok Schöneweide) – sie beendete mit einem 62. der 81 A-Finalistinnen der AK 55 ihren Lauf. Alle weiteren regionalen Starter waren je nach ihrer Altersklasse in den B bis E-Finals aktiv und absolvierten alle mit mal mehr, mal weniger „Kreiseln“ ihre Konkurrenzen. Wie bereits geschrieben: Wahre Olympioniken sind wir Orientierungsläufer! Denn wir betreiben unseren Sport ohne jeden Gedanken an Geldgewinne, sondern tatsächlich am Spaß an der Freude, uns miteiander und untereinander zu messen, teilzunehmen eben! Belohnt wurden die Starter der Vorschaubildlängeren Routen immerhin mit einem grandiosen Blick auf den Kattegat, waren doch etliche Posten dann mitten in den Dünen bei feinstem „Badesand“ - nur genutzt haben wird diesen zwischendurch dann doch nicht… Seht gut ist das tägliche Betreuen der Familien mit Kindern organisiert. denn bekanntlich beginnen die "Seniorenkategorien" in der D/H 35 - einem Alter also, in dem doch mehr oder weniger zahlreich der "OL-Nachwuchs selbst geschaffen wird"... Und die OL-Kinder freut es tatsächlich immer wieder ungemein, wenn sie eigene kleine OL-Parcours haben.
Nun geht es dem Ende der WMOC 2018 entgegen. Und wieder gibt es etwas Neues für uns:Vorschaubild Kombinierte Qualifikation durch eine Gesamtwertung von Qualifikation-OL und Wertung der Ergebnisse des Mittelstrecken-OL. Somit sehr von allgemeinem Interesse also der neue Qualifikationsmodus für die am Freitag folgende Langstrecke. Aus der Qualifikation vom Montag Vorschaubildfür die Mitteldistanz und dem Ergebnis der Mitteldistanz wird mit einem bislang noch nicht allen klaren System dann die Zuordnung zu den jeweiligen Startgruppen ermittelt. Die letzten z.B. des A-Finales der Mittelstrecke kommen dann ins B-Finale der Langstrecke, wenn sie in der Qualifikation auch im hinteren Feld lagen und die zutreffenden B-Finalisten in der Qualifikation auch weit vor lagen. Zumindest so ähnlich haben es dieVorschaubild meisten verstanden, obwohl der Speaker versuchte, das mehrmals zu erklären. Ob es am „Seniorenstatus“ der Teilnehmer liegt, dass von 4200 Anwesenden so ca. 4200 unterschiedliche Interpretationen zu diesem Modus aktuell vorhanden sind? Sicherlich wird dieses Rätsel noch vor dem Freitag, der „turnusmäßig“ auch ausgerechnet noch ein dreizehnter ist, gelöst wird, ist anzunehmen – ob es dann jeder wirklich verstanden hat, bleibt erst mal offen.

Bernd Wollenberg
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