Doppelerfolg in Dänemark

Geschrieben von Bernd Wollenberg am 08.11.2016

In den Wettbewerben Klassik* und Sprint*konnten die Berliner Junioren-Orientierungsläufer Marie Herrnhold und Juniorenweltmeister Sebastian Fleiß (beide Berliner TSC) die Siege beim Weltcupfinale  der Biathlon-Orientierungsläufer an die Spree holen. Ein zusätzlicher Erfolg in der Elitekonkurrenz der Herren durch Karsten Blume (ebenfalls Berliner TSC) mit dem 6.Platz im Sprint errang erstmals überhaupt ein deutscher Biathlon-Orientierungsläufer eine Top-10-Platzierung bei einem Weltcup oder einer Weltmeisterschaft in einer Elitekategorie. Schon am Vortag gelang dem Berliner mit dem 11.Platz über die Klassikdistanz eine Premiere, denn bis dahin war auch kein deutscher Elitestarter je unter die TOP 15 gelaufen!  Karsten beendet somit die Weltcupserie  2016 mit dem 39.Platz und 39 Punkten. Der zweite deutsche Elitestarter, Benno Schütz  vom ESV Lok Berlin-Schöneweide, erreichte die Rängen 15 (Klassik) und 17 (Sprint). Mit 24 Punkten dadurch den 52.Platz unter den 81 für 2016 gewerteten Biathlon-Orientierungsläufern. Während es bei der Klassikdisziplin für die deutschen Teilnehmer bis auf die beiden erwähnten Sieger überhaupt nicht gut lief, konnten beim Sprintwettbewerb jeweils zweite Plätze durch Monika Braatz (Storkower SV / Treptower SV,  Damen ab 55) und Dimitri Popov (SV Schorfheide, Herren ab 40) errungen werden. Unsere Erfolge verdanken wir neben den Schießtrainern Frank Braatz (Storkower SV / Treptower SV), Dimitri Popov (SV Schorfheide) und dem vom schwedischen Biathlon-OL-Verband gesponsertem Trainingslager, aber auch der tatkräftigen Unterstützung von den Biathlon-OL-erfahrenen Tobias Schwartz und Sebastian Fleiß beim  Heranführen der noch unsichereren Mitstreitern des Teams Deutschland. Für die OL-Ausbildung speziell im Punkt-OL fühlten sich die beiden OL-Lizenztrainer Sebastian Fleiß und Bernd Wollenberg verantwortlich.

Mit der Kategorie „Klassik“  eröffnete das diesjährige Weltcupfinale traditionell in Dänemark. Wie schon in den Vorjahren ging es in das Dünengelände an der jütländischen Westküste, 2016  nach Nymindegab  in ein militärisches Übungsgelände. Die Hälfte der Strecke führte, zur Atlantikküste hin, durch offenes Sandgebiet mit hartem und teils hüfthohem Gras bewachsen. Der Startteil und dann zum Ziel hin führte die andere Hälfte durch beinahe durchgehend und dadurch für alle Starter als hochgradig unangenehm wirkende Krüppelkiefern, deren Gezweig bis zum sandigen und tiefen Boden reichte. Erschwerend wirkten das regnerische und kühle Wetter mit teilweise recht kräftigen Windböen. Schon beim „Anschießen“, d.h. also beim Testen der realen Bedingungen am Schießstand, wurde festgestellt, dass es z.T. recht heftige Abweichungen geben konnte. Unangenehm – und nicht nur  aus Sicht des Autors – wirkte einmal mehr die unselige und leider weitverbreitete Art der Übernahme des elektronischen Höhenbildes 1:1 in das dargestellte Relief und hinzu das doch recht großzügige Weglassen von Fallstrichen für die diversen Täler zwischen den diversen bis zu 20 m hohen Dünen. So war dann auch schon das Einlesen beim Absolvieren der 3 km-„Punkt-OL-Bahn*“ allein aus diesen beiden Gründen nicht unbedingt einfach zu nennen. Als etwas gewöhnungsbedürftig folgte – Geländebedingt – statt des ansonsten üblichen Liegendschießen der unmittelbare Übergang zur normalen OL-Bahn. Dadurch kamen fast alle Teilnehmer doch erheblich „fertiger“ zum ersten Schießen als allgemein üblich. Das Schießergebnis in Form der Strafminuten* (Erklärungen siehe unten) zeigt das in der Auswertung eindeutig. Zwischen den beiden Schießeinlagen war nun lediglich eine 1000 m Pflichtstrecke gelegt und nach dem Stehendschießen ging es dann unmittelbar zum Ziel.

Wettbewerb Nummer Zwei stellte die Kategorie „Sprint“ dar. Auch dieser letzte Saisonhöhepunkt führte wieder durch das bereits beschriebene Dünengelände mit Start und Ziel innerhalb des Kasernengeländes. Wieder war der außerhalb des Militärgeländes gelegene Streckenabschnitt durch Krüppelkiefern bewachsene Sandhügel gekennzeichnet und wieder war es regnerisch und kühl. Interessanterweise war bei diesem Weltcupfinale nach dem zweiten Schießen noch einmal eine Kurz-OL-Bahn zu absolvieren. Der Veranstalter hatte hierzu eine OL-Karte mit drei kleinen getrennten Geländeausschnitten ausgegeben. Das hatte zur Folge, dass die Wettkampfzeiten um einiges vom „Normalstandard“ einer „handelsüblichen“ Sprintbahn abwichen. Da die Bedingungen jedoch für alle gleich waren, konnten die besser trainierten Teilnehmer natürlich mehr brillieren, aber das ist eben im Sport allgemein so. 

*Einige Bemerkungen zu diesen beiden Disziplinen! Denn diese unterscheiden sich doch wesentlich von den gleichnamigen und den Lesern bekannten des „Normal-OL“!  

Spricht man im Orientierungslaufsport von der Langstrecke, die früher einmal auch als „Klassik“ bezeichnet wurde, von der „Königsdisziplin im OL“ , ist das durchaus berechtigt, denn in dieser zugleich auch ältesten Disziplin wird sowohl das läuferische, also athletische, als auch das orientierungstechnische Können besonders geprüft. Aus dieser Wettkampfform entwickelten sich im Laufe der Geschichte des OL die anderen, aktuellen Disziplinen. Und genauso ist es auch beim Biathlon-Orientierungslauf. Hier wird allerdings in der „Internationalen Biathlon-Orienteering-Federation“ (IBOF) im Gegensatz zur „ Internationalen Orientierungslauf Föderation“ (IOF), wo diese inzwischen simpel „Lang-OL“ benannt wird, der Begriff „Klassik“ weiter verwendet.

Diese sehr spezielle Form des Biathlon-Orientierungslaufs („Bi-OL“) besteht neben einer typischen Lang-OL-Bahn und jeweils 10-mal liegend und stehend schießen zusätzlich aus dem „Punkt-OL“. Besonders diese Teilstrecke gleich vom Start weg bietet eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit. Denn egal in welcher Startkategorie die Teilnehmer antreten, a l l e müssen auf einer drei km langen und durchtrassierten Strecke fünf OL-Posten konkret auf einer mitgeführten „blanken“ OL-Karte (siehe Anhang) per Nadelstich ortsgenau markieren. Hinzu kommen fünf weitere Kontrollstellen, an denen jeder einen mit Postenbeschreibung gekennzeichneten Posten in wechselnder Entfernung vom eigenen Standpunkt „aufgehängt“ per Nadeleinstich markieren muss. Zur Unterstützung ist noch die Richtung, in der sich dieser befindet, angegeben. Grundsätzlich ist untersagt, auf dieser Strecke irgendwie zurück zu laufen noch diese überhaupt zu verlassen. Jeder Millimeter Abweichung kosten gleich eine Strafminute. Bei den Schießeinlagen dann, angelehnt an den TV-bekannten Biathlon, gibt es dann gleich zwei Strafminuten pro Fehlschuss! Diese „Fehlminuten addieren sich sehr schnell, was eben auch unsere Starter mehr oder weniger „spürten“.

Spricht man im Orientierungslaufsport von der Sprinttrecke, die früher einmal auch als „Kurzbahn“ bezeichnet wurde, ist auch das durchaus berechtigt, denn in dieser jüngsten der OL-Disziplinen  soll speziell das sichere Orientieren bei besonders schnellem Laufen getestet werden.  Auch beim Sprint im Biathlon-Orientierungslauf soll es auf hohe orientierungstechnische Aufgabenlösung ankommen.. Hier wird allerdings  in der „IBOF“ im Gegensatz zur „IOF“, wo dieser „Sprint-OL“ in 12 – 15 min und vorrangig in urbanem Gelände stattfinden soll,  dieser „Biathlon-Sprint-OL“ doch mehr im Wald und so realisiert, dass er doch dem beim OL als „Mittelstrecke“ bezeichnetem Wettbewerb näher kommt, da ja nach den beiden OL noch das Schießen hinzu kommt und somit Siegerzeiten bei etwa 25 min aufwärts anfallen.

Diese Form des Biathlon-Orientierungslaufs („Bi-OL“) besteht wie bereits erwähnt in der Regel aus zwei kurzen OL-Bahnen die durch jeweils fünf Schießeinheiten im Liegen unterbrochen werden. Nach der zweiten OL-Einheit folgt das Schießen im Stehendanschlag. Die Fehlschüsse werden mit Strafrunden geahndet, wobei die Länge abhängig von der jeweiligen Startkategorie ist.


                                                 

Text: Bernd Wollenberg

Fotos: Hans Mandahl, Bernd Wollenberg, Karten des Veranstalters (Punkt-OL; Lang-OL; Sprint-OL)

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